A. Space – Rosa Stern
A.Space - Rosa Stern
2017 - 2019
Epoxy resin, plaster, chicken wire, paper, silicone
Photo: Vincent Entekhabi
Rosa Stern
Ort – Bild – Zeichen.
Eher hat ›Raum‹ eine Blase zu sein, die sich in die Zukunft hinausdehnt. Und ›Raum‹ hat nicht mehr ein Gerüst zu sein, innerhalb dessen sich Leben ereignet, oder ein Skelett, auf das sich das Leben stützt, um nicht zu zerfließen. Eher hat ›Raum‹ eine lebende Haut zu sein, die Informationen aufnimmt, sie speichert, verarbeitet, um sie weiterzugeben. […] Dieser Utopie, also diesem Nichtraum für einander gegenseitig befruchtende Schaffende, die einander immer näher rücken um einander anzuerkennen, ist dieser Aufsatz gewidmet.
Vilém Flusser
Spurensuche im Raum. Eine unsichtbare Choreographie und synchronisierte Szenerien. Künstliche Netze und komprimierte Masse. Raue Stofflichkeiten und verdichtete Strukturen. Analoge Übersetzungen mit unterschiedlichem Vokabular. Fragmente realer Objekte und virtuelle Bilder. Grauzonen und Zwischentöne. Feine Risse im System. Heterogene Modelle und Materialien visualisieren mediale Ereignisse und die Handlungen abstrakter Maschinerien. Ähnliche Motive und Referenzen drehen Schleifen, versuchen Felder abzustecken, Informationen zu bündeln, zu befragen und unseren Blick zu schärfen. Flüchtige Bewegungen und intransparente Machtmechanismen, gebannt von skulpturalen Gesten und Zeichenhandlungen. Intensive Formen und dialektische Bilder – dekonstruiert und neu zusammengesetzt – lassen reale wie virtuelle verdeckte Schichten als Raumgefüge erfahrbar werden: Spielflächen, simultane Welten und Zwischenräume, die sie aufspüren, nachzeichnen, greif- und sichtbar machen. Leere Hülsen mit Inhalt füllen. Kollaborative Praxis und doppelte Artikulation entwerfen einen gemeinsamen, medial ausgeweiteten Resonanzraum – Speicher ihrer künstlerischen Arbeit und Bedingung der Verhandlung und Kontextualisierung des eigenen Werkbegriffs. Schnitt und Gegenschnitt. Disparate (im-)materielle Wirklichkeiten und deutliche Eigengesetzlichkeiten, doch Transformation und Überlagerung eröffnen neue Narrative und Perspektiven – einen Freiraum, der sich im gemeinsamen Denken und Handeln entfaltet und die Perforation bestehender Formate, Arbeitsteilungen und Grenzziehungen mit sich bringt. Unabschließbare Prozesse von Produktion und Diffusion, die sich durchdringen, verflechten, zersplittern und auffächern. Anordnendes Prinzip und Synonym paralleler Muster – ästhetisch, real, imaginär, symbolisch. Mikrostruktur. System. Kosmos. Öffentliche Bühne. Medium, Echokammer und Bezugssystem. Man kann nach den üblichen Spielregeln spielen oder versuchen sie zu verändern. Work in progress.
Spielablauf. Mithilfe eines jederzeit aufrufbaren Menüs können die Spieler verschiedenste Objekte auswählen und durch das Zusammenfügen und Verbinden dieser Teile eine Apparatur bauen. Die Palette an Tools ist groß und die Möglichkeiten sehr weitläufig. Der Hauptschauplatz ist ein anschauliches Areal mit viel Platz zum Bauen und Testen. Die Anwendung bietet eine prinzipiell unbegrenzte Anzahl an Spielmodi, da diese selbst programmierbar und als Add-ons auf den Servern nachrüstbar sind.
Jenseits der Mechanismen von Kunstmarkt und -institutionen bilden unabhängige, selbstorganisierte Kollektive ein Gegengewicht: Alternative Handlungsräume frei von kommerziellen und systemimmanenten Zwängen, die durch innovative Präsentations- und Rezeptionsformate wirkliche Partizipation und mehr als museale Situationen bieten.
Constanze Metzel